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In 3 Prozessphasen zur kreativen Bildgestaltung.

  • Autorenbild: Sandra Bertoni
    Sandra Bertoni
  • 25. Apr. 2023
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 23. Mai 2023

Wir wünschten uns Sonnenschein, erhielten Regen und waren am Ende sogar froh darüber. In diesem Blog erfährst du, wie der Regen das geplante Fotoshooting mit Andrea sabotieren wollte und am Ende zum Geschenk wurde.


Ziel

Emotionales Thema über ein Foto transportieren: Kreatives Porträtfoto schaffen.


Bildidee

Andrea hält den Spiegel mit eigenen Händen. Der runde Spiegel deckt möglichst viel von ihrem Körper ab.


Requisiten können bei Porträtfotos einen Charakter, eine Aussage zur Person unterstreichen. Der runde Spiegel sollte in diesem Fotoshooting eine Hauptrolle einnehmen und das etwas andere Porträtfoto bereichern. Wie im Vorgespräch mit Andrea bereits besprochen, sollen poetische Bilder entstehen, die bei Betrachtenden die eigene Fantasie anregen und entsprechend in der Bildsprache nicht bereits zu konkret sind. Wie sich diese Zielvorgabe in einem Foto umsetzen lässt, war zu diesem Zeitpunkt noch etwas unklar. Auch wie in der Praxis das Fotografieren eines Porträts über einen Spiegel umgesetzt werden könnte, war bis dahin offen. Beim vereinbarten Shootingtermin mit Andrea wollten wir all dies in einem kreativen Prozess gemeinsam herausfinden und umsetzen.


Phasen/Orte

Testphase: Ebenrainpark in Sissach (öffentlicher Park)

Reflektionsphase: Zuhause

Kreativphase: Eigener Garten (geschützter Raum)

Der Bildgestaltungsprozess

Testphase

Ebenrainpark in Sissach


Andrea und ich suchten uns für die erste Testphase den Ebenrainpark in Sissach aus. Wir probierten aus, wie das Fotografieren mit dem Spiegel praktisch funktioniert. Jedoch nach wenigen Aufnahmen machte uns das Wetter einen gewaltigen Strich durch die Rechnung und die sorgsam geplanten Bildideen schienen sich so nicht realisieren zu lassen.


Denn kaum begannen wir im Ebenrainpark uns zu installieren und Probefotos zu machen, setzte der Regen ein. Nicht nur auf dem Spiegel sammelten sich die Regentropfen an, sondern auch auf der Linse des Objektivs. Auch fleissiges Wegputzen half nichts, wir konnten so nicht weiterfotografieren.


Weder Andrea noch ich sind zwar zimperlich, aber das war dann doch etwas zu viel. Wir beschlossen alles wieder zusammenzupacken, zu mir nach Hause zu gehen und uns in der warmen Stube aufzuwärmen.

Reflektionsphase

Zuhause: Pause und Besprechung der Testaufnahmen


Bei einem heissen Tee besprachen wir die Testaufnahmen am PC und erkannten wichtige Aspekte, die uns in der Bildgestaltung weiterführten. Bei der Betrachtung von ersten Fotos wurde schnell klar, dass:


  • der hellbeige Regenmantel stimmig und natürlich mit der Umgebung wirkt, ohne ganz zu verschmelzen, die dunklen Hosen aber eher stören.

  • die Bilder interessanter werden, wenn das Gesicht nicht erkennbar ist und etwas unsichtbar bleibt.

  • der Spiegel Helligkeit ins Bild bringen kann; Die Fläche des Spiegels kann auf diese Art den Blick des Betrachters auf sich ziehen und sich vom Hintergrund besser abheben.

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Durch das Anschauen und Besprechen der Aufnahmen und Sammeln von Bildideen gelangten wir zur Idee, die Regentropfen als Symbol für Trauer in die Bildgestaltung aufzunehmen.

Kreativphase

Eigener Garten


Diese örtliche Verschiebung war genau richtig. Im eigenen Garten konnten wir uns auf dieses Wetter einlassen und nutzten den Vorteil, uns einerseits im Haus immer wieder aufzuwärmen und andererseits auch grad die erstellten Bilder am Computer postwendend anzuschauen. Andrea war hell begeistert, die Resultate so in Echtzeit sehen zu können.

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Die dunkle Regenhose erwies sich als nützlich, da sich Andrea so auf den nassen Boden setzen konnte und diese im Schatten des Spiegels kaum zu erkennen ist. Nur die Gummistiefel mussten weichen, denn diese wirkten im Bild störend. Bereits im Vorgespräch thematisierten wir, dass ein «Barfuss-sein» symbolisch für Verletzlichkeit stehen könnte. Die nackten Füsse unterstreichen die emotionale Botschaft des Bildes – das Thema der Trauer wird im Bild immer spürbarer. Und doch ist die Gestaltung noch nicht ganz abgeschlossen.


Die Bilder werden interessanter, wenn das Gesicht von Andrea nicht als solches erkennbar ist – scheinbar unsichtbar wird. Ihre langen Haare wurden kurzerhand zu einem weiteren, sehr persönlichen Requisit, das all ihre Gesichtszüge verbergen und einen weiteren symbolischen Schleier ins Bild geben sollten. Die Betrachtenden werden durch dieses zusätzlich Verborgene angeregt, sich noch intensiver mit dem Bild auseinanderzusetzen und über dessen Wirkung auf sich selbst nachzudenken.


Bildinhalt im Spiegel

1. Regen/Wassertropfen


Hier besteht die Idee darin, im Spiegel Gegensätzliches zur Umgebung von Andrea einzufangen. Wir bilden das Wasser vom Weiherrand im Spiegel ab und lassen so ein weiteres Thema im Bild zu Wort kommen: Durch Wasser, Steine, Pflanzen und die geduckte Haltung von Andrea hinter dem Spiegel soll so eine «Niedergeschlagenheit» angedeutet werden.


Auch die Leserichtung im Bild wird gestalterisch bewusst gesetzt. Andrea findet sich zwar in Richtung Zukunft (rechts) platziert, mit dem grossen Stein, der ihr im Weg liegt, wird der Zugang zu eben dieser Zukunft jedoch blockiert.


Nur durch das Element Wasser (Regen) gelangten wir an diesem Tag am Ende zu diesem ausdrucksstarken Bild: Die Regentropfen kommen Tränen gleich, die auf den bereits hängenden Ästen herunterlaufen. In diesem Bild übernimmt Andrea zwar die Hauptrolle, wird jedoch im Ganzen von der Symbolkraft der gegebenen Situation und dem bewusst gewählten Bildausschnitt getragen.


2. Licht

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Um eine gegensätzliche Technik auszuprobieren, erstelle ich ein zweites Bild zum Thema «Trauer»: Mit Hilfe einer Trittleiter begebe ich mich in die Vogelperspektive und sehe somit von oben auf Andrea.


Diese minimale Änderung der Perspektive führt dazu, dass Andrea kleiner, unbedeutender, unterwürfiger und machtloser erscheint. Zusätzlich bietet der Blick von oben auch eine Übersicht über das Geschehen und mir als Fotografin ein neues Gespür für die Umgebung. Ich kann so einen Ausschnitt wählen, bei dem nur die Wiese die Umgebung bildet. Es gelingt mir auf diese Weise, das gewünschte Motiv im Garten zu «isolieren».


3. Gegensätze


Das Laub am Boden (unten) steht im Gegensatz zum Licht vom Himmel und den Baumästen des Spiegelbildes (oben). Hierbei trägt der Laubhaufen das Symbol für Vergänglichkeit in sich. Den Spiegel hält Andrea wie eine traurige, fürsorgliche Mutter. Die runde geometrische Form zieht nicht nur den Blick auf sich, sondern die helle Reflektion im Spiegel bringt auch Licht ins Dunkel und weist auf den «Himmel» hin – könnte das Jenseits symbolisieren.

Bildthema z.B.: Person trauert um Verstorbene.

Möchtest du weitere Fotos sehen, die bei diesem Shooting für Andrea entstanden sind?


Bist auch du auf der Suche nach einer Fotografin, die dich als Person (und dein Unternehmen) überzeugend fotografisch darstellt? Dann melde dich gerne bei mir für ein kostenloses Erstgespräch.


Du möchtest dich auf dieses Erstgespräch vorbereiten? Dann kannst du dir vorab bereits ein paar Fragen stellen und versuchen zu beantworten:




 
 
 

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